Die Schule ist vorbei – und nu?!
Was du unbedingt über Geld wissen solltest: Welche Kosten fallen jetzt an, was solltest du bei einer Finanzplanung beachten, mit welchen Risiken solltest du planen und welche Produkte brauchst du unbedingt?
Yes! Den Schulabschluss in der Tasche und nun kann das Kapitel „Schule“ vollständig beendet werden. Das ist der Punkt, an dem die meisten jungen Erwachsenen vor neuen, zahlreichen Hürden stehen und viele offene Fragen aufkommen. Neben Fragen, wie Ausbildung oder Studium beginnen solltest du unbedingt dich mit Fragen bezüglich deinen eigenen Finanzen auseinandersetzen.
Denn es wird Zeit aus Hotel Mama auszuziehen und selbstbestimmt das Leben zu leben. In diesem Lebensabschnitt stellst du selbst die wichtigen Weichen für deine finanzielle Zukunft.
Was für Kosten?
Wenn du bei Hotelmama auscheckst, ziehst du vielleicht in eine WG, in eine Studentenwohnung oder eine eigene Wohnung. Hier kommen direkt Kosten wie Umzug, Möbel sowie Kaution und vieles mehr auf dich zu. Auch regelmäßige Ausgaben, wie Miete, Lebensunterhaltskosten, Bücher und Unterrichtsmaterialien kommen hinzu.
Weiter kommen mögliche Schulgebühren sowie Fahrtkosten hinzu. Vielleicht benötigst du ein Auto und dafür eine KFZ-Haftpflichtversicherung. Selbstverständlich können auch andere Versicherungen notwendig oder ratsam sein. Das kostet alles Geld.
Willkommen im Erwachsenendasein
Schreib dir eine Aufstellung über alle möglichen Kosten und setze dich mit deinen Eltern zusammen. Besprich mit ihnen, wie du am besten dein Geld zusammenhältst und wie du deine Kosten stemmen kannst. Wir möchten dir einige Möglichkeiten zum Decken der anfallenden Kosten vorstellen.
Unterhalt
Soweit deine Eltern in der Lage sind, müssen sie dich bei deiner schulischen und / oder beruflichen Ausbildung sowie einem Studium finanziell unterstützen. Diese Unterstützung bezeichnet man als Unterhalt. Eine Unterhaltsverpflichtung gilt in der Regel so lange, bis du deine Ausbildung oder Studium beendest.
Vergütung
Als AzuBe erhälst du von deinem Ausbildungsbetrieb eine monatliche Ausbildungsvergütung. Hierzu gibt es gesetzliche Regelungen. Die Höhe ergibt sich aus unterschiedlichen Faktoren.
BAföG
Wenn du und trotz der Unterstützung deiner Eltern nicht in der Lage bist, alleine für deine Ausbildung / Studium aufzukommen, dann kannst du eine staatliche Ausbildungsförderung nach dem Berufsausbildungsgesetz beantragen.
Weitere Informationen erhälst du hier.
Kindergeld
Bis zu deinem 25. Geburtstag können deine Eltern für dich Kindergeld beziehen. Soweit du dich für einen Beruf ausbilden lässt.
Informationen zum Thema Kindergeld erhältst du hier.
Nebenjob
Willst du neben deiner Ausbildung bzw. neben deinem Studium arbeiten? Dann beachte die unterschiedlichen Verdienst- bzw. Stundengrenzen, sonst könnte dir das Kindergeld oder BAföG gekürzt oder gar gestrichen werden.
Erkundige dich im Vorfeld, bevor du einen Job annimmst. Auch deine Krankenversicherung solltest du in Kenntnis setzen, soweit du über deine Eltern in der Familienversicherung mitversichert bist. Hier gilt auch eine Verdienstobergrenze.
Studienkredite
Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte Bildungs- bzw. Studienkredite. Bei so einem Kredit erhältst du in der Regel monatlich einen bestimmten Betrag auf dein Konto für einen festgelegten Zeitraum
Hinweis: Bei einem Kredit bzw. einem Darlehen musst du den gesamten Betrag zurückerstatten zzgl. der anfallenden Zinsen. Das Angebot an Studienkrediten ist enorm. Vergleich mehrere Angebote und prüfe vor allem die Zinskosten und die Rückzahlungsmöglichkeiten.
Bildungskredit - Programm der Bundesregierung hier.
Steuern und Sozialversicherungsbeiträge
Für eine Ausbildungsvergütung muss bspw. eine Einkommenssteuer entrichten- allerding ab einer gewissen Einkommensgrenze. Auch bei Nebenjobs können Steuern fällig werden (je nach Umfang und Ausgestaltung).
Tipp: Erkundige dich, ob du eine Einkommenssteuererklärung abgeben musst. Wenn nicht,
lohnt es sich meistens doch eine einzureichen. Es könnte eine Rückerstattung für dich drin sein.
Als AzuBe bist du nicht nur steuerpflichtig, du musst auch Sozialversicherungsbeiträge zahlen (gesetzliche Kranken- und Rentenversicherungen). Diese werden, wie deine Steuern direkt vom Arbeitgeber abgeführt und fallen erst ab bestimmten Verdienstgrenzen an.
Finanzen kontrollieren und planen
Wie wir in der Rubrik Umgang mit Geld ansprechen, ist es jetzt besonders wichtig nicht in die Schuldenfalle zu tappen und deine Finanzen im Blick zu haben. Du kannst deine Einnahmen und Ausgaben regelmäßig in Papierformat oder auch digital prüfen.
Vergiss nicht auch größere Ausgaben zu planen. Auto? Umzug? Idealerweise liegt das Geld schon bereit. Wenn nicht, nimm dir die Zeit und lass dich gut beraten.
Tipp: Frag dich immer zuerst, ob du die Anschaffung wirklich brauchst. Für den nächsten Malle-Trip solltest du definitiv keinen Kredit aufnehmen. Und die zweite Frage, die du dir stellen solltest: Kannst du die vereinbarte Ratenzahlung wirklich leisten? Schließ nur dann einen Ratenkredit ab, wenn du beide Fragen mit „Ja“ beantwortest.
Hinweis: Versuch einen Kredit so bald wie möglich zurückzuzahlen. Kreditzinsen sind immer höher als Sparzinsen.
Girokonto und Bezahlkarten
Viele Banken bieten Jugendlichen, die eine Ausbildung machen oder studieren, kostenlose Girokonten an. Auf dein Girokonto wird zum Beispiel das BAföG überwiesen – oder deine Ausbildungsvergütung. Über ein Girokonto kannst du auch digital deine Miete zahlen und Rechnungen per Überweisung, Dauerauftrag oder Lastschrift begleichen.
Hinweis: Behalte den Überblick! Sorge dafür, dass immer genug Geld auf deinem Girokonto ist, damit fällige Abbuchungen ausgeführt werden können –wie Miete, Strom und Handy. Das erspart dir viel Ärger. Solltest du einen Dispokreditrahmen haben, denk immer daran, dass auch der Geld kostet. Kreditinstitute verlangen Dispo bzw. Überziehungszinsen, wenn du dein Konto überziehst. Informier dich bei deiner Bank, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
Soweit du ein Girokonto eröffnet hast, erhältst du von deiner Bank eine Girocard, mit
der du bargeldlos Einkäufe bezahlen kannst. Mit einer Girocard kannst du außerdem Bargeld an Geldautomaten abheben. Achte dabei auf die Gebühren – vor allem dann, wenn du nicht bei deiner eigenen Bank abhebst.
Einige Banken werden dir auch eine Kreditkarte anbieten. Es kann sein, dass du dafür Gebühren bezahlen musst. Auch mit einer Kreditkarte kannst du bargeldlos bezahlen: vor Ort und im Internet – und das weltweit. Mit deiner Kreditkarte kannst du auch Bargeld an Geldautomaten abheben. Je nach Angebot zahlst du dafür Gebühren.
Hinweis: Bei Kreditkarten wird im allgemeinen ein Kreditrahmen gewährt, über den du dann im Abrechnungszeitraum (meistens 30 Tage) verfügen kannst. Bei diesem Abrechnungsmodell kannst du schnell den Überblick verlieren. Zudem sollte dein Girokonto genug Geld für die Abrechnung haben, sonst droht dir die Schuldenfalle.
Eine Alternative sind Prepaidkarten, die wie eine Kreditkarte eingesetzt werden. Der Unterschied: Du kannst nur den Betrag verwenden, den du vorher aufgeladen hast. Auch hier ist es wichtig auf die Kosten zu achten. Und Vorsicht: Solche Karten werden nicht überall akzeptiert.
Versicherungen
Das Thema „Versicherung“ ist für viele Jugendliche, wie eine Reise auf den Mond. Die Zeiten in dem Mama oder Papa alles für einen erledigte sollte vorbeisein. Informier dich mit deinen Eltern, ob du während deiner Ausbildung oder Studium weiter bei den Eltern mitversichert wirst. Hierbei spielt auch dein Alter eine Rolle.
Tipp: Wie auch bei deiner Suche nach dem „Was möchte ich mal werden“ solltest du auch hier frühzeitig Informationen einholen. Prüf mit deinen Eltern gemeinsam die Versicherungsverträge. Da wo die deiner Eltern dich nicht mehr einschließen können, schließt du eigene Verträge ab. Manche Verträge sind auf für junge Menschen, wie dich unverzichtbar.
Dazu gehört eine Krankenversicherung- ist eine Pflichtversicherung. Zwei Varianten sind hierzulande üblich: die gesetzliche und die private Krankenversicherung. Welche Versicherung in Frage kommt, hängt vor allem vom Arbeitsverhältnis ab – und vom Gehalt. Im Angestelltenverhältnis musst du dich bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichern. Erst ab einem bestimmten Mindestgehalt kannst du dich privat versichern. Für Beamte und Selbständige gelten besondere Regelungen.
Weitere Informationen findest du hier (www.bundesgesundheits ministerium.de) und der BaFin
Keine Pflichtversicherung, aber ein absolutes Muss: die Haftpflichtversicherung.
Haftpflichtversicherungen sind meist vergleichsweise günstig und sichern Sachschäden ab, aber auch Personenschaden. Gerade die können sehr hoch werden und dich auf unabsehbare Zeit finanziell ruinieren.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung sorgt dafür, dass du ein Einkommen hast, falls du berufsunfähig wirst. Eine solche Versicherung schließt man am besten in jungen Jahren ab, damit sie nicht zu teuer wird. Die Unfallversicherung zahlt dir – wie der Name schon sagt, eine vereinbarte Versicherungssumme, wenn dir ein Unfall passiert. Beide Versicherungen solltest du aufm Schirm haben. Nicht alle brauchen sie, aber für manche sind sie sehr wichtig.
Wenn man eine eigene Wohnung hat oder mietet, kann es sinnvoll sein, eine Hausratversicherung abzuschließen. Sie sichert die eigenen Vermögensgegenstände ab – etwa nach einem Brand, einem Wasserschaden und einem Einbruch.
Für Autos und andere Kraftfahrzeuge ist die Kfz-Haftpflichtversicherung Pflicht, denn sie ist Voraussetzung für eine Zulassung des Fahrzeugs und sichert die Schäden Dritter ab. Neben der reinen Haftpflicht kannst du zusätzlich Teil- und Vollkasko-Versicherungen abschließen, die den Wert des Autos schützen. Das solltest du dir überlegen, ob sich das für dich lohnt. Die alte Klapperkiste liegt einem sicherlich sehr am Herzen, leider kann der Wert nicht mehr preislich angerechnet werden.
Geldanlage für junge Erwachsene
Finanzplanung heißt für viele Auszubildende und Studierende in erster Linie, dafür zu sorgen, dass die monatlichen Einnahmen die Lebenshaltungskosten decken. Aber auch junge Erwachsene sollten sich Gedanken machen, ob und wie sie für die Zukunft sparen können – auch wenn es dabei erst einmal nur um geringe Beträge geht.
Geld beiseitelegen solltest du allein schon deshalb, weil du jederzeit mit unerwarteten Kosten rechnen musst. Zum Beispiel, wenn du dein Auto unerwartet in die Werkstatt muss oder dein Laptop den Geist aufgibt.
Rücklagen oder den Notfallgroschen kannst du zum Beispiel auf einem Tagesgeldkonto oder auf einem Sparbuch bei deiner Bank parken, hier ist dein Geld sicher und du kannst schnell darüber verfügen. Je nach Zinsniveau erhältst du dafür auch Zinsen.
Eine höhere Verzinsung kannst du erzielen, wenn du bereits so viel Geld hast, dass du einen Teil davon für einen längeren Zeitraum anlegen kannst, etwa auf einem Festgeldkonto oder in einem Sparbrief.
Wenn Du in Wertpapiere wie Aktien, Anleihen und Fonds investierst, hast du bessere Ertragsaussichten. Aber meist ist auch das Risiko höher. Generell gilt: je höher die Ertragschancen, desto größer das Risiko.
Tipp: Die Funktionsweisen, Chancen und Risiken einer Geldanlage in Wertpapiere sind
Altersvorsorge
Auch wenn das Rentenalter noch in sehr weiter Ferne ist und du gerade denkst, dass du vielleicht nicht viel Geld übrig hast, solltest du ´schon jetzt als junger Mensch dir selbst Gedanken über deine Altersvorsorge machen. Denn mit der gesetzlichen Rente allein wirst du dir im Alter nicht den Lebensstandard sichern können, den du dir als Berufstätiger aufbaust.
Eine zusätzliche Altersvorsorge kannst du auf vielen Wegen aufbauen: Es gibt staatlich geförderte Angebote der privaten Altersvorsorge, es gibt die betriebliche Altersversorgung. Und du kannst privat Vermögen aufbauen, etwa indem du langfristig in Sparanlagen und Wertpapiere investierst oder eine private Rentenversicherung abschließt.
Informationen rund um die zusätzliche Altersvorsorge stellt beispielsweise das Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Internet bereit.
Tipp: Je früher du mit der Altersvorsorge beginnst, desto besser. Denn auch mit kleinen Sparbeträgen kannst du beträchtliche Summen fürs Alter auf bauen, wenn du regelmäßig und über lange Zeit investierst. Umgekehrt gilt: Je später du damit anfangen, desto mehr Geld musst du beiseitelegen, wenn du im Alter deinen Lebensstandard halten willst.
Digitale Angebote
Als Digital Natives werden Finanzgeschäfte sicher eher im Netz als analog erledigt und auch in Geschäften eher digital bezahlt als bar. Hier ist Vorsicht angebracht: Sowohl im Online Handel als auch beim digitalen Bezahlen in Supermärkten und anderen Geschäften lauern IT-Risiken. Zwar sind die Sicherheitsstandards in Deutschland und der Europäischen Union hoch. Deine persönlichen Daten und Kontoinformationen können trotzdem gestohlen und missbraucht werden.
Wenn du online unterwegs bist, solltest du unter anderem folgende Regeln beachten:
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Kommt dir etwas seltsam vor? Dann brich deine Transaktionen ab!
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Bleiben up-to-date: Sorge dafür, dass du mit einem aktuellen Betriebssystem und Internetbrowser unterwegs bist.
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Nutz immer eine gesicherte Internetverbindungen (verschlüsselte Datenübertragung über https).
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Klicke keine Links in Emails an, die du nicht erwartet hast und die dir merkwürdig erscheinen, auch wenn de den Absender kennst!
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Öffne keine unbekannten Anhänge!
Denk auch an den Datenschutz: Überlege gut, was du online von dir preisgibst. Ist das Produkt, die Dienstleistung es wert, dass du deine persönlichen Daten zur Verfügung stellst? Sind diese Daten ausreichend geschützt?
Auch bei digitalen Formen der Geldanlage solltest du sehr vorsichtig sein, denn sie bergen Risiken. Neue Anbieter, die heute mit innovativen Angeboten an den Markt gehen, können morgen schon nicht mehr existieren. Verschwunden wäre dann auch dein Geld.
Sicher hast du schon einmal von virtuellen Währungen (Virtual Currencies) wie Bitcoin gehört. Sie sind nichts anderes als digitale Ersatzwährungen. Sie sind nicht mit traditionellen, von Zentralbanken herausgegeben Währungen zu verwechseln, da sie in der Regel nur über ein mathematisches, computerbasiertes Verfahren erzeugt, verwaltet und transferiert werden. Mit virtuellen Währungen kannst du bezahlen, mit ihnen wird aber oft auch spekuliert. Manchmal sind auch Betrüger am Werk. Sei daher besonders wachsam, sonst könntest du viel Geld verlieren.
Eine der wichtigsten Grundregeln im Umgang mit Geld: Kaufe nichts, was du nicht verstehst.
Wie funktioniert das Angebot? Für welche Leistung zahle ich wieviel Geld? Welche Risiken gehe ich ein?
Das musst du wissen, um entscheiden zu können, ob das Angebot zu dir passt. Nimm dir die Zeit: Setzt man dich unter Druck und behauptet man, das Angebot gelte nur für kurze Zeit? Dann prüfe umso genauer, ob alles in Ordnung ist. Seriöse Anbieter setzen einen normalerweise nicht unter Druck.
Hinweis: Manche Produkte sind bewusst kompliziert gestaltet, um Risiken zu verschleiern. Finger weg!
Wenn dich Zweifel plagen, suche Rat. Vielleicht hat jemand aus deinem Freundeskreis oder deiner Familie Erfahrung mit einem vergleichbaren Produkt und kann dir Tipps geben und dich vor falschen Entscheidungen bewahren. Auch eine Verbraucherzentrale wäre ein weitere Anlaufstelle.